Chinesische Arzneikräutertherapie

Die chinesische Kräuterheilkunde wird oft als Herzstück der TCM bezeichnet. Umso erstaunlicher ist es, dass die Kräutermedizin Chinas im Westen bisher nur eine geringe Verbreitung gefunden hat, während die Akupunktur seit 2 Jahrzehnten einen regelrechten Boom erlebt hat. Dies hat vor allem zwei Gründe. Die Akupunktur hat durch Aufsehen erregende Berichterstattung über ihre sensationenellen Erfolge in der Schmerztherapie bereits ab den 70er Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Der zweite Grund liegt in der chinesischen Arzneimitteltherapie selber. Sie ist nämlich ungleich schwieriger zu erlernen. Neben den vielen Hunderten von Einzelmitteln besteht die Kunst gerade in der richtigen Zusammenstellung dieser Einzelmittel zu so genannten Rezepturen. Das Studium der Kräutertherapie dauert viele Jahre und schreckt daher zunächst viele westliche Therapeuten ab. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Apotheken, die sich auf die Mischung der chinesischen Rezepturen verstehen und die Nachfrage durch Patienten motiviert doch etliche Ärzte sich einer Ausbildung in der chinesischen Arzneimitteltherapie zu unterziehen.

Durch den Einsatz der Kräuterheilkunde lassen sich nochmals mehr Erkrankungen günstig beeinflussen als mit der Akupunktur allein. Insbesondere langjährige Erschöpfungszustände, viele Hauterkrankungen und auch chronische Schmerzzustände lassen sich mit der Kräutermedizin hervorragend therapieren.

Die Einnahme einer solchen Kräuterrezeptur wird auch als »Kraft trinken« bezeichnet. (Die chinesische Arzneimitteltherapie stellt mehr als nur reine Kräuter-Medizin dar. Sie enthält traditionell in geringer Zahl auch mineralische und sehr selten auch tierische Produkte, die aber sowohl in China als auch im Westen keine Bedeutung mehr besitzen, außer immer wieder als Kuriosum von Sensation´s begierigen Reportern hervorgeholt zu werden.

Unterschiede zwischen der westlichen und der chinesischen Kräutermedizin:

Es bestehen wesentliche Unterschiede zu unserer westlichen Kräuter- oder Phytotherapie. Viele Kräuter werden nicht nur getrocknet, wie wir es im Westen kennen, sondern werden häufig einer zusätzlichen Behandlung unterzogen. Dieses – chinesisch Paozhi genannte – Verfahren beinhaltet das Einlegen in Essig, Honig, das Rösten in Ingwersaft oder das Vorkochen in Salzwasser, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Methoden können die tonisierenden Eigenschaften eines Krautes in bestimmte Richtungen noch verstärken. Ein zweiter entscheidender Unterschied zu unserer westlichen Phytotherapie ist der Gebrauch nicht einer einzelnen Droge, sondern einer Zusammenstellung mehrerer Komponenten. Die Rezeptur - sie ist die therapeutische Einheit. Und wie es so schön heißt gilt auch hier: »das Ganze ist mehr als die Summe der Teile«.