Wenn die Nahrung zur Medizin wird

Die Ernährung ist des Patienten Hausaufgabe. Aber was, wenn jemand gar nicht genau weiss, was für seine Konstitution zuträglich und was eher schädlich ist? Die Chinesische Ernährung-Therapie zeichnet sich dadurch aus, dass sie immer eine "individuelle" auf den einzelnen zugeschnittene Ernährungsform darstellt. Das unterscheidet sie auch ganz wesentlich von westlichen Ernährungsratgebern und Diätvorschlägen der verschiedenen Frauenzeitschriften. Zunächst wird - wie bei Akupunktur und Kräutermedizin auch - eine individuelle, energetische Diagnose gestellt. Nach der werden die Nahrungsmittel und Ernährungsformen aufgezeigt, die um gut tun und seine Disposition kräftigen können. Dabei spielt neben der Wirkung der einzelnen Nahrungsmittel selber auch die Uhrzeit, wann ich esse und die Form der Zubereitung eine wesentliche Rolle. Jemand mit einem Yang Mangel wird der Therapeut grundsätzlich eher gekochte Speisen empfehlen und weniger Salate und Rohkost. Ganz meiden sollte so jemand eisgekühlte Getränke, da das sein Verdauungs-Feuer noch weiter schwächen würde. Bei einem Patienten mit einem Yin-Mangel wird die Nahrungsmittel eher von befeuchtender und leicht kühlender Natur sein, da dieses Krankheitsbild mit innerer Trockenheit und der Tendenz zu innerer Hitzeempfindung einhergeht. Hier sind süße Obstsorten wie Weintrauben und Milchprodukte sowie Sahne und hochwertige Öle von besonderer Wichtigkeit.

Bereits vor 2000 Jahren gab es in China eine Tradition, die die Ernährung als Therapie in Form von medizinischen Diätrezepten anwendete. Dies können wir dem "Inneren Klassiker des Gelben Kaiser" Huang Di Nei Jing entnehmen, neben den Mawangdui-Texten einem der frühesten Abhandlungen der chinesischen Medizin.